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Weibliche Pflegeführungskräfte sind in der Pflege- oder Stationsleitung (66 bzw. 47 Prozent) zu finden, das ergab die erste Umfrage des im März 2020 auf Initiative der Schlütersche Verlagsgesellschaft gegründeten Frauennetzwerks TOP-Management Pflege. In der Geschäftsführung sind Pflegefrauen in immerhin 37 Prozent der befragten Häuser vertreten, seltener im Vorstand (11 Prozent) oder im Aufsichtsrat (3,77 Prozent). An der Onlinebefragung hatten sich Mitglieder des Frauennetzwerkes beteiligt, darunter in der großen Mehrzahl (73 Prozent) Frauen, die in Kliniken (30 Prozent), der stationären (22 Prozent) oder ambulanten (18 Prozent) Altenpflege tätig sind.

Führungsbereich Qualitätsmanagement

Knapp 40 Prozent der Befragten gaben zudem an, die Topmanagerinnen in ihrem Unternehmen arbeiteten als Heim- oder Residenzleitung, in der medizinische Direktion, und, interessant: gleich mehrfach im Qualitätsmanagement. Im Schnitt, so gaben die Befragten Auskunft, sind 77 Prozent der Mitarbeiter in ihren Einrichtungen weiblich; zu zwei Dritteln spiegele sich der jeweilige Anteil auch in der Führungsebene wider.

 

Mehr als die Hälfte sagt: Wir wollen nach oben!

Von den Umfrageteilnehmerinnen selbst ist ein großer Teil bereits in einer Führungsrolle (etwa als Bereichs-, Stationsleiter oder auch als Pflegeleitung). 58 Prozent der Befragten wollen jedoch die Karriere weiter ausbauen. 41 Prozent der Befragten sind zufrieden, da, wo sie derzeit stehen.

 

Frauenförderung: Einem Fünftel der Frauen werden Steine in den Weg gelegt

Wird genug für die Frauenförderung getan? fragte die Online-Studie weiter. „Der größte Anteil der Teilnehmerinnen (43 Prozent) sagt, da sei noch ordentlich „Luft nach oben“; ein „Ja, absolut“ können nur 28 Prozent unterschreiben. „16 Prozent berichten in der Umfrage von immerhin ‚ersten Ansätzen‘“, sagt Kerstin Werner von der Schlütersche Verlagsgesellschaft.

Ein Verbesserungsbedarf ist offenbar auch in der Kommunikation und Mitarbeiterführung festzustellen. So gibt nicht einmal die Hälfte der Befragten an, von ihrem Vorgesetzten vor Dritten gelobt zu werden; auch in ihren Karriereambitionen unterstützt fühlen sich nur 56 Prozent; knapp ein Fünftel gab sogar an, ihnen würden „Steine in den Weg gelegt“. Ganze 75 Prozent der Befragten kennen auch außerhalb ihrer Einrichtung kein Unternehmen der Pflege- oder Gesundheitsbranche, das Pflegefrauen „hervorragend“ fördere.

 

Karriere in der Pflege mit Kampfeinsatz

Insbesondere merkten die Frauen in Führungspositionen an, dass Pflegedirektorenstellen überproportional häufig mit Männern besetzt würden – „und das in einem Beruf mit einem Frauenanteil von über 90 Prozent“. Die Frauen fordern Führungskräftetrainings und Supervision zur Pflicht zu machen. Denn eine Teilnehmerin beschreibt es treffend: „Ein Master schützt vor Inkompetenz nicht.“ Weiterhin wird bemängelt, dass die berufliche Weiterentwicklung zu häufig als Privatsache betrachtet würde und keine Chancen im beruflichen Umfeld angeboten werden. Aber auch eine gute Wissensvermittlung zum Thema Selbstmanagement, sollten in der Pflege stärker gefördert und ermöglicht werden, auch während der Arbeitszeit. Für eine höhere Akademisierung sprachen sich ebenso einige Befragte aus, wünschten sich zum Beispiel eine Studienmöglichkeit, die als Arbeitszeit angerechnet werde. Die  persönlichen Erfahrungen unter den Umfrageteilnehmer zeigt, dass es insbesondere in der Pflegebranche gilt sich alles „zu erkämpfen. Frauen erhalten „null Feedback“, um die eigene Leistung auch zu verbessern oder gar Unterstützung von Führungskräften.

 

Bitte mehr Authentizität und Vorbildfunktion!

Authentizität wird von den Führungskräften gefordert, momentan finden sich in den Einrichtungen „diese anbiedernden Falschheit“ wieder.  Frauen in der Führung wünschen sich vor allem „aufrichtige, menschliche Führungskräfte“ mit Vorbildfunktion und Teamorientierung.

 

Karrierechancen von Pflegefrauen fördern

Gefragt nach den Maßnahmen, die Pflegefrauen in ihrem Karrierestreben helfen könnten, kam ein ganzer Strauß an Möglichkeiten zusammen: Nachsteuern müssten Einrichtungen vor allem bei den Arbeitsbedingungen. „Flexible Arbeitszeitmodelle“, die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, Kinderbetreuungshilfen. Auch ein Jobsharing wird in Führungspositionen innerhalb der Pflege gefordert.

 

In der Ausbildung bereits Chancen für Karriere setzen

Aber auch an der Bildung sollte nachgebessert werden und insbesondere in der Ausbildung bereits die Basis für Leitungsrollen vermittelt werden. Selbst EDV-Kenntnisse oder der Umgang mit Dokumenten würden zu wenig gelehrt. Aber auch Weiterbildungen oder Wissensvermittlung zum Thema Selbstmanagement, sollten in der Pflege stärker gefördert und ermöglicht werden und dies auch während der Arbeitszeit. Für eine höhere Akademisierung sprachen sich ebenso einige Befragte aus, wünschten sich zum Beispiel eine Studienmöglichkeit, die als Arbeitszeit angerechnet werde. Zwei Prozent der Teilnehmer sprachen sich klar für eine Frauenquote aus, um die „gläserne Decke“ zu durchbrechen. Auch mehr Lobbyarbeit wurde gefordert.

 

Tretet raus aus dem Schatten!

„Was aber ebenfalls sichtbar wird: Frauen sind offenbar vielfach zu schüchtern, zu wenig selbstbewusst. Nur wenige Frauen trauen sich Führung wirklich zu.“ sagt Kerstin Werner von der Schlütersche Verlagsgesellschaft „Raus aus dem Schattendasein“, forderten die Teilnehmer. Es wäre hilfreich, die „sozialen Kompetenzen der Pflegekräfte“ zu stärken, ihnen zu vermitteln, „auch mal Nein sagen zu können“. Auch sollten sich Frauen gegenseitig mehr unterstützen, sich weniger „als Konkurrentinnen“ sehen, so das Ergebnis der Umfrage.

 

„Bisher gilt: Frauen führen anders, aber selten! Daher ist das Frauennetzwerk TOP-Management Pflege auch als eine Art Lobbyarbeit in eigener Sache zu verstehen“, sagt Kerstin Werner. „Kontaktmöglichkeiten, Austausch und Information bilden die Eckpfeiler, damit langfristig mehr Frauen Führungspositionen in der Pflege übernehmen. Die Netzwerkerinnen können sich digital im geschützen Mitgliederbereich der Webseite https://topfrauen-netzwerk.de/ und face-to-face beim ersten Communitytreffen am 21. Januar 2021 in Hannover austauschen. Wie sich das Netzwerk entwickelt, wird sich zeigen. Bisher ist die Resonanz großartig.“